A boy from Munich on the roots from Schumi
Stephan Proetto got at the formula 3 at the age of 16
Wenn Stephan Proetto (16) aus Feldmoching von Renn-autos, PS und Drehzahlen spricht, leuchten seine Augen. Eigentlich nichts Ungewöhn-liches bei einem Teenager. Doch bei Ste-phan ist das anders: „So mit 240 in die Kurve in Monza zu rasen, ist ein geiles Gefühl. Dann fängt dein Helm-Visier an zu vibrieren. Toll!“ Der junge Feldmochinger muss es wissen: Denn er ist der jüngste Formel-3-Fahrer
aller Zeiten – und das ohne Führerschein.
 

Eine Sensation! Denn eigentlich ist der Einstieg in die Formel 3 erst ab 18 erlaubt. Doch um den talentierten Italo-Bayern kamen die Renn-Späher einfach nicht herum. Flitzte Stephan doch im vergangenen Jahr in der BMW Formel Junior allen davon. Also: Eine Sonder-genehmigung musste her – für Bayerns größtes Renntalent.

„Das ist schon eine riesige Ehre“, gesteht Stephan und kann sein Glück kaum fassen. Die Begeisterung ist ihm sichtlich anzumerk

 

  Denn den Proettos fließt auch ein bisschen Motoröl in den Adern, wie Papa Antonio zugibt. „Ich bin früher selbst Kart gefah-ren und da hab’ ich meinen Kleinen mal mitgenommen.“ Ein Ausflug mit Folgen: Seit dem ist Stephan rennsüchtig. Da war er gerade zehn und sauste in Garching mit anderen Kindern um die Wette. Jetzt ist er 16 und rast auf den weltberühmten Pisten des Rennzirkusses – für das Team Kolles.

Das Gefühl für seine rote 205-PS-Bestie hat der symphatische Münchner aber vom Kart – und vom Vater. „Papa hatte ja jahrelang selbst eine Bahn. Und da konnte ich immer kostenlos fahren“, erklärt Stephan noch immer begeistert. Über 100 Trophäen hat er in dieser Zeit
  gewonnen. In seinem Zimmer ist kaum noch Platz für die „Staubfänger“, wie Mama Proetto sagt.

Als Stephan einen besonders großen Pokal vom Regal nimmt, blitzen wieder seine Augen. Auf den ist er nämlich besonders stolz: die Trofeo Margutti – das bedeutendste Kart-Rennen in Europa. Dort rasten schon Giancarlo Fisichella, Jarno Trulli und Kimi Räikkönen an den Reifenstapeln vorbei – jetzt fah-ren sie in der Formel 1. Da will Stephan natürlich auch hin. „Das wäre ein Traum. Aber erst mal muss ich mich in der Formel 3 beweisen – und dann mit 18 den Führerschein machen.“ Wieder schaut Stephan zu seinem Vater. Der nickt. Man merkt: Die zwei sind nicht nur Vater und Sohn, sondern auch Freunde,
  die eine Leidenschaft teilen – den Rennsport. Dafür geben sie alles. Wenn Papa Antonio nicht gerade in seinem Münchner Restaurant, dem Italia Antika, steht, begleitet er den Sohn zu den Rennen. Und auch für Azubi Stephan ist die Lehre als Kfz-Mechaniker gerade nicht Nummer eins. „Das Porsche-Zentrum hat mir für die Saison-Vorbereitung extra unbezahlten Urlaub gegeben. Das ist natürlich super“, bedankt sich Stephan artig. Jetzt wird in München jeden Tag 90 Minuten gejoggt und dann geht’s zum Krafttraining – Belastungstest inklusive Fitness ist das A und O im Rennsport. Das weiß Stephan nur zu genau. Bleibt denn da noch Zeit für anderes, wie zum Beispiel für das andere Geschlecht? „Naja, nicht viel“, gibt der hübsche Mädchenschwarm zu. „Ich habe aber eine  

Freundin.“ Schnell zieht er ein Foto aus dem Geldbeutel, präsentiert stolz seine Sabrina. Bildhübsch! Aber versteht sie diesen Renn-Wahnsinn? „Ja klar“, so der Münchner. „Die glaubt an meinen Erfolg.“ Womit sie nicht alleine steht: Jeder scheint sich sicher zu sein – das wird ein neuer Formel-1-Star.

Armin Geier / TZ-München 20.03.2002

 

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Stephans ganzer Stolz:
seine unzähligen Pokale in seinem Zimmer. Der Mama sind die „Staubfänger“ schon fast lästig.